This is Anfield

You'll never walk alone

Liverpool F.C.


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Dezember 2003, Liverpool-Bolton 3:1:

Weihnachten in Liverpool

Tickets für den 2. Weihnachtsfeiertag in Anfield (gegen Bolton), Flug nach Manchester, Hotels gegenüber dem Albert Dock – alles bestens organisiert, um nach Heiligabend paar nette Tage im Mutterland des Fußballs zu verleben. Der Hinflug verlief reibungslos, den Zwischenaufenthalt in Frankfurt verbrachten wir mit der Beobachtung der Sicherheitskontrollen: Während in Dresden alles provinziell ruhig verlief, ließ in FFM die Amihysterie wegen böser Terroristen grüßen. So unfreundlich wurde ich noch nicht einmal beim Fußball kontrolliert, wie man dort teilweise mit den Fluggästen umging. Zumal es nicht jedermanns Sache ist, in aller Öffentlichkeit die Unterwäsche gefilzt zu bekommen.

Den ersten persönlichen Knaller gab es bei der Ankunft am Flughafen Manchester: Daß es am Christmas Day etwas ruhiger zugeht, ist ja klar, aber als wir feststellten, daß an diesem Tag gar keine (in Worten: NULL) Züge und Busse fuhren, war schon deftig. Den Preisvergleich zwischen den beiden einzigen Alternativen Mietwagen und Taxi gewann – trotz doppelter Tarife wegen Weihnachten – das Taxi mit 80 zu 140 Pfund. Was soll’s – wir konnten ja nicht bis zum nächsten Tag warten; wenigstens mußten wir die Koffer nicht schleppen, da wir nach 40 min Schaukelfahrt (das Fahrwerk der englischen Taxen ist eben auf Komfort, nicht auf Tempo ausgelegt) auf dem Motorway direkt vorm Hotel ("Formule 1",gegenüber Albert Dock) abgesetzt wurden. Dort gab es die nächste Überraschung: Der Check-in-Automat hatte ebenfalls Weihnachtspause. Wenigstens geisterte der Portier durch die heiligen Hallen und ließ uns auf unser Zimmer. Nach einem Schläfchen machten wir uns gegen halb sechs abends auf einen Bummel durchs Zentrum. Wir kannten Liverpool als stets belebte, hektische Stadt – aber was war das? Generalstreik? Atomschlag? Liverpool ein Jahr nach dem Verbot von Fußball? Noch extremer: Christmas Day! In einer Stunde liefen uns höchstens 20 Leute übern Weg, sämtliche Gaststätten und Pubs (inkl. Fast-Food-Schmieden) waren zu. Wenigstens rettete das Café im "Ibis"-Hotel nebenan unsere Essenpläne.

Am nächsten Morgen – dem Boxing Day (in Germany 2. Weihnachtsfeiertag) – war unser erster Eindruck: Die Stadt lebt wieder! Draußen fuhren Busse, hurra!!! Ab 11 Uhr hatten auch viele Geschäfte wieder geöffnet und etliche Leute (wenn auch weniger als an normalen Tagen) waren wieder beim Shopping. Der erste Besuch galt dem Liverpool-Fanshop am Williams Square, dann ging es per Bus für preiswerte 1,50 Pfund (2 Erwachsene, 1 Kind) zur Anfield Road. Dort war die Welt wieder in Ordnung, es herrschte das an Spieltagen gewohnte rege Treiben. Der Fanshop im Kop Stand war die reinste Nahkampfarena. Auf Grund des kalten, windigen Wetters verzogen wir uns ziemlich schnell ins Stadioninnere. Wir hatten Tickets für die sechste Reihe Paddock Enclosure, die Vortribüne des Main Stands. Dadurch gab es besten Blick aufs Spielfeld. Entgegen meiner Befürchtungen (bisher 2 Spiele in Anfield mit 2 Heimniederlagen) ließ sich Liverpool von Bolton diesmal nicht überraschen – 1:0 zur Pause, 3:1 zum Abpfiff! Endlich hatte ich meinen ersten Sieg in Anfield gesehen!

Am 27.12. mußten wir erst einmal planmäßig aus dem "Formel 1" ins benachbarte "Ibis"-Hotel umziehen, da es bei F1 nur 2 freie Nächte für uns gab. Dann gingen wir nochmals auf ausgiebige Shopping-Tour im nun wieder gewohnt hektisch-überfüllten Stadtzentrum und abends zu einem Bummel entlang des Mersey.

Abstecher nach Manchester

Dann stand die Frage für den Sonntag: Fahren wir nach Manchester zum Auswärtsspiel gegen City und starten am Stadion einen aussichtslosen Versuch nach Tickets oder versuchen wir es beim Heimspiel des ungeliebten Ortsrivalen? Wir investierten dann lieber in eine Rückfahrkarte nach Manchester, als die Kohle Everton in den Rachen zu werfen. Hinzu hielt der Zug an jeder Milchrampe und wir benötigten anderthalb Stunden bis Manchester Picadilly. Von dort aus war es eine gute halbe Stunde Fußweg bis zum nagelneuen City Stadium.

Das sieht von außen ganz modern aus – und ist es sicherlich auch von innen. Nur leider konnten wir das nicht ausprobieren, da nach einer Umrundung des Grounds sich ziemlich schnell die Vermutung bewahrheitete, daß wir drei bezahlbare Karten für dieses Match nur durch die Begehung eines oder mehrer Morde erhalten würden. Da es noch dazu bitter kalt und windig war, ging es lange vor Anpfiff wieder zum Picadilly. Außer den beiden Stadien gibt es aber nichts Sehenswertes in Manchester selbst. Bißchen durch die Läden bummeln, dann ging es mit dem Zug – diesmal ging es ganz fix und wir brauchten lediglich 40 min – wieder retour zum Mersey River.

Der Rückflug via Düsseldorf klappte problemlos. Nur die Ohren litten auf dem zweiten Teilstück bis Dresden gewaltig, da „Eurowings“ uns mit einer Kaffeemühle von Propellermaschine beförderte. Da kann die Lufthansa auch dicke auf den Putz hauen, daß sie bereits 1971 die letzten Propellermaschinen aussortiert hätte, wenn die Tochtergesellschaften diese Dinger fliegen. Egal, es hat Spaß gemacht und auch nächstes Jahr werden – so der Ansetzungsplan 04/05 will – die Weihnachtsfeiertage nicht unbedingt unterm eigenen Weihnachtsbaum stattfinden.

Alle Fotos: U. Kaiser (C) 2003


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